Sonntag, 3. Februar 2008

"Nun steh ich am Fenster, schau hinaus in die Nacht..."

"... und ich lebe ein Leben, das vom Teufel gemacht!" Soweit der Refrain eines Liedes von Schandmaul... Wer es nicht kennt: Dort geht es um einen Spielmann, der für Erolg als Musiker seine erste Liebe an den Teufel verkauft... Bis gerade eben war es noch nicht auf meiner Playlist, aber ein Blogeintrag von Martin Wilbers hat mich nun doch ins Grübeln gebracht.
Denn die Musik gehört - unzweifelhaft - heute zu unserem Alltag wie Essen, Trinken und Atmen. Im Auto, beim Arbeiten, im Café, im täglichen Fernsehen und leidlicherweise auch immer häufiger überall, seitdem es groß in Mode ist, den Bus/den Schnellimbiss/die Fußgängerzone mit Handymusik zu beschallen. Aber auch aus den Nachrichten - vor allem aus denen aus der Welt der Prominenz - sind Musik und Musiker nicht mehr wegzudenken. Hier geht es allerdings meist nur in zweiter Hinsicht um die musikalischen Fähigkeiten der Personen, im Hauptaugenmerk liegen ihr alltägliches Dasein, ihre Eigenheiten, ihre Mode, ihre Frisuren, ihre Exzesse, ihr Aufstieg und ihr Niedergang.
Gerade dadurch oder auch zusätzlich ist aber Musik auch mehr geworden - eine Philosophie, ein Lebensgefühl. Und in diesem Punkt muss ich Martin widersprechen: Auch oder gerade heute und in unserer Generation hat die Musik Menschen zusammengeführt und abgegrenzt. Sie hat eigene Subkulturen geschaffen, die nicht nur die Musik hören, sondern die die Musik leben. Seien es die HipHopper, die Goth, die Emos oder die Metaller... oder eben jene, die sich der sogenannten "Popkultur" verschrieben haben: seichte, leicht zu konsumierende und zu verkaufende Musik von austauschbaren Gesichtern dahingeträllert, der Rhythmus am Computer generiert und häufig einfach immer gleich. Aber dennoch mit einem Personen-Kult ausgestattet, der bei allen Musikrichtungen gleich ist. Seien es kreischende Tokio Hotel-Fans, die tage- und nächtelang anstehen um Karten zu ergattern, Fans, die extra nach Paris pilgern um das Grab von Jim Morrison zu sehen oder die Verehrung und der Krieg den die HipHopper Tupac Shakur und Notorious B.I.G. hervorgerufen haben und die sich heute in so vielen Personen wiederfinden. Häufig ist der Ruhm hierbei zwar nur von kurzer Dauer - man sehe sich die sämtlichen Retorten-Bands und -"Künstler" aus den deutschen Casting-Shows an -, die Interpreten werden austauschbar und ein Werkzeug für die Musikindustrie... aber immer wieder gibt es auch Solche, die überdauern, wenn auch nur in den Köpfen weniger, dort aber um so heftiger.
Eines haben sie aber mittlerweile fast alle gemeinsam: Es geht hier um viel, viel Geld! Um wirklich verflucht viel Geld... zu viel Geld! Geld, mit dem sich solche "Stars" in andere Teile der Unterhaltungsindustrie einkaufen, wie in Film oder Mode (beide Male größtenteils mit furchtbaren Konsequenzen). Geld, auf das man auch nicht mehr verzichten möchte... Es folgen Steuerhinterziehung, Millionenklagen, Scheidungskriege und der Kampf gegen Raubkopierer, während die Konsumenten ihre letzten Cent zusammenkratzen um sich die neue CD zu kaufen.
Oder der "Verkauf der eigenen Seele" an die Maschinerie der Publicity - Dschungelcamp, Big Brother etc.

Aber die Aussicht ist wahrscheinlich ebenso pessimistisch wie im Bezug auf Spitzensportler und andere Prominenz: Es wird sich halt nicht viel ändern! Weil wir halt auch nicht darauf verzichten können und wollen - auch ich nicht...
Und so bleibt nur die Liedstelle:

"Reichtum und Wolllust sind nun mein Leb'n,
die Herzen der Frauen sind mir ergeben.
Was immer ich will, es wird mir geschenkt,
Rücksicht und Mäßigung sind mir fremd!"

Ansonsten:
Was läuft: siehe Titel...
Wie's aussieht: kalt und klar... eigentlich perfekt für einen Spaziergang... Wenn da morgen nicht die Klausur wäre.

5 Kommentare:

die Ina hat gesagt…

Spaziergang? Duschvorhang auf den Boden und Sterne gucken!

Und wer die Medien liest, statt die Musik zu hören - selbst schuld... Ich weiß bei vielen, die ich höre, nicht mal, wo die herkommen und wer die sind...

Alo hör ihnen einfach zu =)

Eni hat gesagt…

Hey Olli,
ich muss dir sagen, dass ich eigentlich nicht verstehe warum du noch studierst...du hast Schreibtalent und solltest dich einfach in die "Buchindustrie" einarbeiten.

Macht immer wieder Spaß deine, zeitweise auch mal wirren, Gedanken zu lesen.

Viele Grüße

Unknown hat gesagt…

Ich habe nochmal einen kleinen Nachtrag verfasst ;)

Mr_Mountain hat gesagt…

Man könnte da weiterführen und sich fragen, ob Musik nicht vielleicht auch eine Droge ist. Ich hatte zwar schon viel dazu geschrieben, es aber gelöscht. weil es nichts mit deiner Sicht da zu tun hat, sondenr nur ein nächster Gedanke wäre.

Mir gehts ähnlich wie Ina: woher kommen die?

Außerdem finde ich, dass das Sexappeal nocht als Punkt fehlt. :D Das macht verdammt viel aus und her, wenn die Künstler rumgereicht werden, um ihrem Streben nach ganz oben nachzugehen.

Kritisch konstruktive Grüße

Arndt, der weiterlernt

Olli hat gesagt…

Zumindest zum letzten Absatz fällt mir da noch eine schöne Zeile von Bodo Wartke ein:

"Zwar trifft sie, wenn sie singt die Töne nicht so richtig,
doch das ist heute - Gott sei Dank - ja auch nicht mehr so wichtig!"

Überlege gerade auch, vor allem, da ja Martin wiederum eine Antwort geschrieben hat, weiter zu schreiben, es gäbe da schon noch so einiges...